„Die deutsche Bau- und Bauzulieferindustrie steht vor den vielleicht gewaltigsten Umwälzungen ihrer Geschichte.“
– Christoph Blepp, Partner Strategie bei S&B Strategy
Welche Bedeutung haben die aktuellen Trends für die Bauindustrie?
Die deutsche Bau- und Bauzulieferindustrie steht vor den vielleicht gewaltigsten Umwälzungen ihrer Geschichte. Haben sich die Wertschöpfung, die Vertriebswege und die Prozesse in den letzten 100 Jahren kaum verändert, führen nun gleich mehrere Trends zu einem Transformationsdruck, der einem verlangsamten Asteroideneinschlag in der Branche nahekommt. Fachkräftemangel, Klimawandel und Digitalisierung der Gebäudehülle sind zwar keine neuen Entwicklungen, sie kommen aber mit ihren Auswirkungen in den 2020er Jahren voll zum Tragen. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklungen sind vor allem die Konvergenz der Gewerke, d.h. das Verschmelzen der einzelnen Gewerke im Handwerk in der Bauausführung. Dies wird immer öfter erforderlich, da einerseits die Komplexität der Bauprozesse und andererseits die Komplexität der Gebäude und damit der Installationen und Produkte laufend ansteigt.
Vor welchen Herausforderungen stehen Handwerk und Hersteller?
Durch die immer höheren Anforderungen an die Handwerksbetriebe wird der bereits starke Konsolidierungsdruck der Branche noch deutlicher spürbar werden. Da die Bauprojekte laufend größer und komplexer werden, nimmt der Anteil der einfacheren Installationen analog dazu ab. Gerade im Handwerk werden zunehmend umfangreichere Fähigkeiten erforderlich, welche in den meisten Fällen nur von größeren Playern abgebildet werden können. Für die Hersteller bedeutet dies, dass sich das Kundenumfeld dreht: Von einer sehr fragmentierten Kundenlandschaft mit vielen „wichtigen“ Kunden zu einer konzentrierteren Kundenlandschaft mit weniger, aber dafür volumenstärkeren Kunden. Damit ergeben sich neue Anforderungen entlang der Wertschöpfungskette. Die Marktbearbeitung muss über Omni-Channel-Ansätze und Preisabsicherung mehr in Richtung Push & Pull gedacht werden, der Service gewinnt stark an Bedeutung, Entwicklungskooperationen und neue Produktportfolios werden erforderlich.
Welche Rolle spielt dabei das Thema „Mergers & Acquisitions“?
Um den genannten Veränderungen begegnen zu können, ist es aus unserer Sicht erforderlich, die Komplexität in den Unternehmen erheblich zu reduzieren und die Anforderungen an das Geschäftsmodell der Zukunft grundlegend auf den Prüfstand zu stellen. Dazu zählen auch M&A-Maßnahmen. Viele erforderlichen Fähigkeiten benötigen lange für den Aufbau, dazu kommt dann noch die umfangreiche Marktbearbeitung. Dabei gibt es viele Spezialisten im Markt, die man zukaufen kann, um das eigene Profil strategisch zu ergänzen. Weniger als ein Drittel der Hersteller nutzen heute M&A. 36% der von uns befragten Unternehmen, die M&A-Maßnahmen in der Vergangenheit genutzt haben, gaben an, dass die Integration nicht funktioniert hat, 27% haben die intendierten Effekte durch die Übernahme nicht erzielt. Deshalb sei die Ableitung klarer M&A-Ziele aus der Strategie und ein strukturierter Prozess, der bereits vorab die Chancen und Risken der Transaktion abwägt, unabdingbar.
Christoph ist Gründungspartner der S&B Strategy GmbH und verantwortet den Bereich Strategieentwicklung und -umsetzung.
Er verfügt über 17 Jahre Erfahrung als Offizier, Strategieberater und Geschäftsführer, die er bei der PwC Deals Strategy, kleineren Beratungen und der Bundeswehr gesammelt hat. Er studierte Politikwissenschaften und VWL an der Universität der Bundeswehr München und absolvierte einen MBA an der WFI.
Christoph ist Gründungspartner der S&B Strategy GmbH und verantwortet den Bereich Strategieentwicklung und -umsetzung.
Er verfügt über 17 Jahre Erfahrung als Offizier, Strategieberater und Geschäftsführer, die er bei der PwC Deals Strategy, kleineren Beratungen und der Bundeswehr gesammelt hat. Er studierte Politikwissenschaften und VWL an der Universität der Bundeswehr München und absolvierte einen MBA an der WFI.
patrick.schuetz@baubuero-bib.de
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